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Freitag, 8. Januar 2021

Fräulein Paula und die Schönheit der Frauen von Caroline Bernard

Erschienen am 18.8.2020 im Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
ISBN: 9783746636559
Taschenbuch: 400 Seiten, € 12,99
E-Book: € 9,99
Rezensionsexemplar über netgallery.de erhalten.

Klappentext:

Träume aus Seide. Hamburg, 1948: Obwohl es an allem mangelt, ist Paula fest entschlossen, die Schönheit in ihr Leben zurückzuholen – das Trümmergrau soll endlich Farbe weichen. Mit ihrem Gespür für Mode wird Paula die rechte Hand eines Strumpffabrikanten und kämpft gegen alle Hürden der Nachkriegszeit darum, den Frauen ihre heißbegehrten Nylons zu verschaffen. Schon bald erreicht sie viel – und kann dennoch nicht vergessen, dass sie im Krieg ihre große Liebe verloren hat. Dann begegnet sie einem britischen Offizier, doch der scheint nur die Geschäfte ihres Chefs kontrollieren zu wollen. Eine junge Frau, die im Nachkriegsdeutschland die Welt der Mode neu erfindet. Der neue Roman von der Autorin des Nummer-1-Bestsellers "Frida Kahlo und die Farben des Lebens"

Resümee


Ein sehr anschaulicher Roman, über die Zustände nach dem Krieg in Deutschland. Die Frauen mussten sich viele Jahre ohne (ihre) Männer durchschlagen. Die Menschen litten an Hunger, viele hatten kein Dach über dem Kopf, weil alles zerbombt war, und die Besatzungsmächte kontrollierten alles. Doch die Menschen wollten wieder leben und taten alles dafür. Sie schufteten schwer und fanden so Stück für Stück ins Leben zurück. Gerade für die Frauen war es jedoch noch schwerer, denn sie mussten ihren Platz in der Gesellschaft wiederfinden. Unter den Nazis wurden sie unterdrückt und ihnen den Platz unter dem Mann zugewiesen. Während der Kriegsjahre und der Abwesenheit der Männer mussten sie jedoch alle männlichen Aufgaben übernehmen und nach Kriegsende wollten die vom Krieg heimgekehrten und traumatisierten Männer ihre Plätze wieder einnehmen und die Frauen mussten weichen. Es herrschte viel Unsicherheit und die politischen Verwicklungen mit dem Nachbar Russland beeinflusste das Leben der Menschen in Berlin, Hamburg und vielen Teilen Deutschlands. Die USA und Russland waren sich nach Kriegsende nicht mehr grün und Russland wollte sich Deutschland komplett unter den Nagel reißen, was die USA nicht zuließ. 

Mitten im Romangeschehen die taffe und gebildete Paula und der Stumpffabrikant Röbcke, der aus Ostdeutschland nach Westdeutschland geflohen war, nachdem die Russen ihm seine Produktionsstätten zerstört hatten. Paula wird von Röbcke als Sekretärin eingestellt und ab da geht es mit Paulas Karriere steil bergauf. Röbcke erkennt das Potenzial, welches in Paula steckt und Paula überrascht ihn mit immer neuen Ideen, die gut für das Geschäft sind. Gemeinsam schaffen sie es, aus dem nichts in Hamburg eine Strumpffabrik aus dem Boden zu stampfen und viele Frauen glücklich zu machen, die dazumal nichts anderes wollten, als sich wieder frei und schön zu fühlen. Schöne Strümpfe und Kleider waren dabei die Wahl Nummer eins. 

Paula geht voll und ganz in ihrem Job auf und wird von ihrer Mutter schon als alte Jungfer tituliert, weil sie mit knapp dreißig immer noch nicht verheiratet ist. Doch Paula verlor ihre große Liebe an den Krieg und trauert dieser immer noch hinterher, bis sie den feschen britischen Offizier Felix kennenlernt und sich in ihn verliebt. Doch leider gibt dieser sich nur mit ihr ab, um sie über ihren Chef auszuhorchen, ob dieser Verbindungen zu den Kommunisten hat. Oder? Es folgen einige Missverständnisse und Verwicklungen.

Ich fand den Roman sehr ansprechend und man merkte richtiggehend, dass es ein feministischer Roman war, der die Rolle der Frau als Ehefrau für Haus, Hof und Herd sehr stark hinterfragte und ebenso warum denn Frauen überhaupt heiraten müssen: Frauen können für sich selbst sorgen und bräuchten keinen Mann, der für sie sorgt. Das Thema Homosexualität wurde ebenfalls angesprochen, wenn auch mit ein paar Klischees.
Bei manchen Textpassagen fragte ich mich, ob die Autorin zu viel von unserem jetzigen Wissen mit hineingepackt hat, denn ich glaube nicht, dass die Frauen im Nachkriegsdeutschland schon so emanzipiert dachten, auch wenn die Grundsteine bestimmt schon gelegt wurden, wie wir aus der Geschichte kennen. Allerdings ist das wohl künstlerische Freiheit, denn wir heute wissen nicht, wie es den Frauen damals ging. Wir können es aus Erzählungen und zeitgenössischen Berichten erahnen, aber wie es wirklich war, können wir nicht wissen.
Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Roman, der einen in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entführt und man bekommt noch mehr Respekt für die Menschen damals, die alles wieder aufgebaut haben und dafür einige Entbehrungen auf sich nehmen mussten. 

Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐ 5/5 Sternen

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